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Das Fest - 22.07 - 24.07.2016 - Karlsruhe

 

... Rückblick

 

 

Am Freitag den 22.07.2016 war es für mich mal wieder so weit, Musikhören in Karlsruhe bei „Das Fest 2016" das ganze Wochenende lang bis der Arzt kommt.

 

Bedingt durch eine etwas verzögerte Anreise erfolgte der Einstieg in die Veranstaltung am Freitag erst mit der Formation Mother Tongue, die mit einem Mix aus Blues, Rock und groovigem Funk schon mal richtig für Stimmung sorgten.

 

Die beiden Bands „In HAZE" und „VOODO KISS" hatte ich leider nicht hören können,. Unsere „Sitz-Nachbarn", die „Helden vom Hügel" wie sich die Gruppe um die Spitze des „Mount Klotz" gerne bezeichnet, fanden die beiden Bands ausgesprochen interessant und die gebotene Performance „festwürdig".

 

Mit „Moop Mama" trat dann am Freitag die Münchner Urban Brass Band auf, die sich im letzten Jahr nach zwei Titeln einem spontanen Riesengewitter beugen und die Bühne räumen musste. Die beiden Songs noch im Ohr, freute ich mich schon auf deren Auftritt.

 

 

 

Doch wie im letzten Jahr hatte die zehn Mann starke Truppe scheinbar am Vortag die Teller nicht leer gegessen, denn kaum erklangen die ersten Töne, öffnete Petrus seine Schleusen und schloss diese genau mit dem Ausklingen der letzten Takte der Zugabe. Die mittlerweile, meine Schätzung über 30000 Zuschauer ließ der Regen eben so kalt wie die Band. Der Rapper und Sänger/Frontmann Keno Langbein nahm es mit Humor und baute das Wetter u.a. bei Titel drei mit den Worten „wir spielen jetzt schon länger als im letzten Jahr" in seine Bühnenpräsenz mit ein. Moop Mama haben sich vor allem durch ihre zahlreiche kurze, unangekündigte Guerilla-Konzerte/Flash Mops in Fußgängerzonen und Stadtparks einen gewissen Bekanntheitsgrad erworben. Die eingängigen aber doch durchaus komplexen Bläsersätze mit denen Moop Mama MC Kenos Gesang komplettiert, kamen beim „durchweichten" Publikum sehr gut an.

 

 

Das der Wettergott es nicht nur mit den Bayern etwas schlechter meinte, sondern auch den Iren ein heimisches Gefühl bereiten wollte, musste auch der nachfolgende Haupt-Act Rea Garvey aus Irland konstatieren. Den auch zum Ende seines Auftritts gab es wieder mächtig viel Wasser von oben auf die mittlerweile über 40000 Zuhörer vor der Hauptbühne und ähnlich viele im weiteren Festbereich in der Günter Klotz Anlage. Bei Rea Garvey, der schon über 18 Jahre in Deutschland lebt und musikalisch arbeitete, konnte man miterleben, wie man ein so großes Publikum, auch bei solchen widrigen Wetterbedingungen begeistern kann. Toller Bühnenaufbau, geile Musik und Interaktion mit der Festfamilie, das kommt immer gut an. Selbst auf den Einsatz kleiner „Provokationen" bezogen auf die immerwährenden „Streitereien" zwischen Badener und Schwaben hatte es sich vorbereitet. Der Hinweis bei einer Mitsingnummer „Das Mitsingen klang letztens in Stuttgart viel viel besser" führte zu einer Begeisterungssteigerung und nachfolgend noch zu Sympathiebezeugungen , als er erklärte, dass er noch nie in Stuttgart gespielt hatte und nur noch mehr Chorus haben wollte. Es gehört schon etwas dazu, den gesamten Hügel bei solchen Bedingungen so im Griff zu haben.

 

 

 Selbst William Fitzsimmons, der mit seiner sanften Stimme und facettenreichen Folk Titeln den Abend, bei etwas trockeneren Bedingungen beendete konnte noch eine große Anzahl von Karlsruhern begeistern.

 

Am Samstag konnte der Ettlinger Mats Heilig, allerdings diesmal bei bestem Wetter, im letzten Jahr war sein Auftritt auch ins Wasser gefallenen, als Opener nachholen.

 

Den zweiten Part übernahmen die Karlsruher Runway Lights mit einem individuellen etwas härterem Rock und tragenden Melodien, die sich abseits des Mainstream bewegen.

 

Auch Joey Voodoo konnte als alternative Funk-Rock-Band am frühen Samstagnachmittag den sich langsam füllenden und wieder trockenen Hügel begeistern.

Um 16 Uhr wurden dann RAZZ, die vier Jungs aus dem Emsland auf den Hügel losgelassen. Mit guten Beats, mächtig rhythmischen Gitarren und einer guten Stimmer konnten sie sich auch die Anerkennung des Publikums erspielen. „Klasse Auftritt „ war hier die einhellige Meinung der „Helden vom Hügel".

 

Das gleiche Prädikat erhielten auch „Von Brücken" die mit ihrem Indie-Pop aber einen gänzlich anderen Ansatz fahren. Von Brücken, das sind die Mitgründer Nicholas Müller (früher Keyboarder von Jupiter Jones) und Tobias Schmitz (Absolvent der Pop Akademie BaWü), sowie 7 weitere Topmusiker, die eine heute eher nichtmehr vorhanden instrumentale Vielfallt auf die Bühne bringen. Mit Klavier-Keyboards, Gitarren aller Art, polyphoner Gesang, Cello, Percussion, Posaune, Vibraphone, Schlagzeug, Harmonium verzaubern sie das Publikum.

 

 

Michael Marco Wanda, der mit der gleichnamigen Gruppe ab 19 Uhr die Hauptbühne mit einer Schmäh aus Morbidität und Rock-and-Roll und Indie-Rock begeistern sollte, konnte mich damit nicht wirklich erreichen. Dabei spielen die mitgebrachten Musiker wirklich sehr gut, lediglich die Bühnenpräsenz des Frontmanns war für mich nicht Hügel like. Von den vielleicht durchaus guten Texten konnte man recht wenig verstehen, da Hr.Wanda als er rauchend, ähnlich eines Dean Martin, mehr ins Mikro schrie als zu singen, und dieses Mikro der Auflösung seiner doch recht dialektgeprägten Sprache nicht wirklich gewachsen war. Die Reaktion des Publikums auf die Versuche zu interagieren konnte leider viele am Mount Klotz nicht erreichen. Hier hätte Michael Marco Wanda von Rea Garvey lernen können, dass man sich gut vorbereiteten muss und auch weiß wo man sich befindet, um die Massen zu begeistern. Das ist das Schöne an der Musik, es war für jeden was dabei und einigen hatte es auch gut gefallen.

 

 

Fettes Brot

 

Ganz anders war das aber dann mit „Fettes Brot" aus Hamburg, dem Hauptakt des Samstages. Hier bedarf es keine 2 Minuten und die Masse tobte, als die drei mit einer Bierkiste und Gitarre bewaffnet, sich darüber austauschten, mit welchem Titel sie den Abend beginnen sollten. Hier haben die Deutch-Hip-Hoper gleich mal gezeigt, dass sie aus nix viel machen können.

 

 

Mit einer Bühnen – Container – Dekoration, die den Hamburger Hafen widerspiegelte, gab es dann mächtig was auf die Lauscher. Alle Titel bekomme ich da nicht mehr zusammen, gefühlt aber waren es alle außer „an Tagen wie diese" was ich mir gerne noch als Zugabe gewünscht hätte. Letztlich war das aber völlig egal, die Masse sang bei allem mit, die Jungs hatten immer und zu jederzeit das Publikum fest im Griff und lieferten eine Performance der Extraklasse ab. Auch wenn ich mir die Musik zuhause eher weniger anhöre, live absolut empfehlenswert.

 

Nach diesem Performance-Highlight zur späten Stunde eine Bühne zu betreten um über 40000 Hörer weiter zu begeistern ist sicherlich alles andere als leicht. Diesem Unterfangen stellte sich die Gruppe aus dem Chiemgau Django3000, die im letzten Jahr am Donnerstag im Rahmend des Vor-Fests die Cafébühne rockten, mit Bravour. Gemäß ihrem Motto „wuild und laut" gab es einen Gipsy-Disco Soundmix der Viele bis zum Schluss vor der Hauptbühne verweilen ließ.

Klassik Frühstück

 

Der Sonntag, startet bei bestem Wetter mit einem vollbesetzen Hügel um 10 Uhr mit dem traditionellen Klassikfrühstück. Musikalisch gestaltete den Sonntagmorgen das Fest-Klassikorchester unter der Leitung von Johan J. Beichel, der auch sehr unterhaltsam die Moderation der einzelnen Stücke übernahm. Das Thema in diesem Jahr lautete „Mozarts finest" , und startete gleich zum Einstig mit der Salzburger Sinfonie das dreisätzige Divertimento Nr1 in D-Dur, einem echten selten aufgeführten Leckerbissen nicht nur für Klassikfans.

 

Gefolgt von Mozarts Konzert für Flöte in G Dur Nr.1. Den Solopart in diesem Stück übernahm der bekannte Querflötist Johannes Hustedt, der sich auch nicht zu schade war, im weitern Verlauf die Flöten im Orchester zu verstärken.

 

Das zweite Stück mit Solobegleitung war das Konzert für Klarinette in A-Dur mit dem jungen Sebastian Lastein, der schon in vielen Wettbewerben als Sieger mit seiner Klarinette beendete.

 

Beide Solisten zeigten ihre Klasse und bekamen dafür auch das wirklich großartige Feedback des Hügles. Standing Ovation und das am „frühen" Morgen.

 

Der erste Satz des Mozarts Hits „die kleine Nachtmusik" wurde in diesem Konzert eher als High Noon Serenade unter begeisternden Applaus aufgeführt. Damit war natürlich der Geschmack der Masse getroffen. Mit der traditionellen Zugabe, der Aufführung des 1 Satzes des Palladio von Karl Jenkins, den das Orchester als Zugabe, nach dem der Applaus nicht enden wollte, gleich 2 Mal spielen durfte, endete, leider wie immer viel zu schnell nach knapp 2 Stunden der Klassikvormittag.

  

 

In der Pause zum nächsten offiziellen Programmpunkt, gaben sich die Jungs von Elements of Crime, die den heutigen Hauptakt darstellten, zur Freude der Anwesenden einem längeren Soundcheck hin. Wow, was die doch etwas älteren Herren noch so auf der Uhr haben. Da ich am Abend den Auftritt, wegen meiner Heimreise, nicht mehr miterleben konnte, habe ich mich über dieses Einlage besonders gefreut. Wie ich von Bekannten erfahren habe, war der Auftritt noch um Klassen besser. Man kann halt nicht alles haben.

 

NOVAA die ab 14 Uhr die Hauptbühne ihr eigen nennen durfte, war im letzten Jahr noch als „la petit Rouge" unterwegs und mit Ihrem Auftritt dem Gewitter zu Opfer geworden. Anders 2016, hier beeindruckte Sie mit ihrer fragilen Stimme und musikalisch etwas futuristisch aber eher etwas minimalistisch arrangierten Liedern.

 

 

 

Um 15 Uhr über nimmt der in Oberbayern aufgewachsene Brite Timothy Auld, der im September sein Debutalbum herausbringt, die Festbühne. Timothy präsentiert e sich als unkomplizierter Entertainer. Ungekünstelt, offen, charismatisch jedoch mit einer nicht allzu großen Stimme mit hohem Wiedererkennungsfaktor ersang er sich die Sympathien der mittlerweile schon recht groß gewordenen Festgemeinde. Ich denke, dass dies nicht das letzte Mal war, dass wir diesen sehr musikalischen Künstler gehört haben.

 

Ein großer Teil des nachmittäglichen Publikums war wegen des nächsten Künstlers in die Günter Klotzanlage gekommen. Für Max Giesinger, der heute in Hamburg lebt und aus der Region Karlsruhe kommt, war dies ein langersehntes Heimspiel. Wie er zwischen seinen Liedern erklärte, stand er noch vor ein paar Jahren selber im Publikum und bestaunte die Künstler, die hier auftreten durften. Mit diesem Auftritt bei „das Fest" sei einer seiner bislang größten Wünsche wahr geworden, schließlich bekommt man auch als Künstler nicht oft die Gelegenheit vor Zig-Tausend Leuten in der Heimat zu spielen, erklärte er bescheiden in badischem Dialekt, bevor er mit seinen Lieder und dem Hit „einer von 80 Millionen" die „Meute" richtig zum Ausflippen brachte. In diesem Moment erinnerte er mich auch etwas an den Auftritt von Joris im letzten Jahr. Ganz großes emotionales Kino.

 

Dellé

 

So aufgeladen, lag die Messlatte für Frank A. Dellé, der mit Seeed , neben Boundsound und Peter Fox, schon vor 2013 als Hauptakt am Samstagabend den Hügel beeindruckten , schon recht hoch aufgelegt. Als Dellé um 17:30Uhr das Zepter übernehmen durfte, änderte sich die Musikrichtung gänzlich. Nun war ein Hip-Hop-Funk-Reggae-Sound Mix der besten Art angesagt. Dies in Verbindung mit Sonne und Menschen satt, ging dann die Party richtig ab. Musikalisch und Gesanglich passte da alles zusammen. Mit Titeln aus seinem Debut Album „Before I Grow Old „ und dem neuen Solo Album „NEO", das in diesem Sommer noch erscheint gab Frank A. Dellé alles um dem Hügel die nötige Ehre zu erbringen. Abschließend konstatieren die „Hügel Helden": Alles richtig gemacht!

 

 

 

 

Leider konnte ich Elements of Crime, die dann um 21 Uhr zum großen Finale nochmal mächtig Gas gaben, wie mir berichtet wurde, nichts mehr mitbekommen.

 

Das Fest 2016 war für mich wieder einer der Konzert High-Lights im Jahresverlauf. Drei Tage lang mit viel für mich auch unbekannte Musik auf höchstem Niveau, für in Summe gerade mal knapp 20 Euro, die ausschließlich für die Sicherheit verwendet werden, das ist einfach großartig.

 

 

und noch ein paar Bilder zum Schluß

Größter Dank und Lob

 

Dem Veranstalter Martin Wacker, seinem Fest Team, den Sponsoren die erst ein solches Mega-Event ermöglichen und dem gigantischen Karlsruher Publikum auch von meiner Seite das größte Lob und den besten Dank dafür, das ich auch in diesem Jahr eine so tolle Veranstaltung miterleben durfte.

 

 

Ich freue mich schon auf das Fest 2017.

 

 

 

 

Für die interessierten hier eine Auflistung über die teilnehmenden Künstler der Vergangenheit: 

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