Aktuelle Veröffentlichung


Text: TL

 



 

Seit Ende Juli ist es nun verfügbar - das siebte Studioalbum von Joss Stone.

 

Die einschlägigen Musik-portale überschlagen sich bereits mit positiven Berichten über das Reggae-Album der Engländerin.

 

Hier nun die Bewertung des Albums von einem Fan der ersten Stunde.

 

 

 

Wie bereits beim ersten "Befreiungsschlag" von Joss Stone mit LP1 von 2011 ist auch Water for your Soul auf ihrem eigens gegründeten Label "Stone’d Records" erschienen.

So war/ist man weitestgehend unabhängig vom Hauslabel EMI und hat etwas mehr künstlerische Freiheit. Folglich ist LP1 bei "Surfdog" zu beziehen, das aktuelle Album bei "Membram".

 

Für Water for your Soul  hat sich Fr. Stone seit LP1 ganze vier Jahre Zeit gelassen, wobei 2012 mit Soul Session II der Nachfolger des berühmten Debut mit überwiegend Coverversion bekannter Mowtownsong sowie eigenen Songs veröffentlich wurde.

Dazwischen war sie maßgeblich am Projekt "Super Heavy" beteiligt - einer Zusammenarbeit mit Mick Jagger, Dave Stewart, dem indische Filmkomponist Allah Rakha Rahman (Slumdog Millionär) und der jüngste Bob-Marley-Sohn Damian Marley.

Zuletzt genannter Marley hat Joss Stone laut eigenen Aussagen "an den Reggae herangeführt und ihn zu schätzen gelernt".

 

Das neue Album nun als ein reines Reggae-Album zu bezeichnen, halte ich allerdings etwas für übertrieben.

Einzelkritik der Songs

 

Der Opener Love Me  startet mit relativ langem Intro im typischen Reggae-Beat und lädt unweigerlich zum Mitwippen ein. Allerdings singt Joss Stone hier sehr hoch, so dass Ihre Stimme ein wenig "untergeht" und recht "dünn" klingt.

 

Die nachfolgenden fünf Tracks verlassen dann auch schon wieder den Reggae-Pfad und bieten beginnend mit This Ain't Love gewohnte gute Soul- / R&B-Kost.

 

Der dritte Song Stuck on You ist mit der indische Tabla leicht orientalisch angehaucht, hier zeigt Joss Stone aber bereits ihr stimmliches Talent, auch wenn sie oft von vielen Backgroundsänger/innen unterstützt wird.

 

Star ist ein reinrassiger R&B-Song, der problemlos auch von einem früheren Album stammen könnte. Unterstützung erhält Fr. Stone hier von einem Kinderchor im Chorus.

 

Bei Let Me Breathe, einem mit bengalischer Laute und Bongos versehenen eingänglichem Soul/Popsong, klingt der Chorus aus dem Songtitel etwas merkwürdig dahingehaucht, hier hat sich Joss Stone meiner Meinung nach keinen Gefallen getan. Sonst zählt der Song sicher zu den Highlights auf dem Album.

 

Ab dem sechsten Track Cut the Line wird langsam der Bogen wieder Richtung Reggae geschlagen, auch wenn ich den Songs noch als R&B-Nummer mit leichten Hip-Hop-Einschlag bezeichnet würde. Jedenfalls ist hier eine schöne, groovige Bassline enthalten, die Lust zum Tanzen macht - ein Song für heiße Sommernächte.

 

Mit Wake up, bei dem auch Damian Marley gesanglich unterstützt, erfolgt dann sprichwörtlich der Weckruf in Sachen Reggae mit genialem, vertrackten Rhythmus-, Stil und Tempowechsel. Klares Highlight des Albums. Erinnert auch sehr stark an Miracle worker  vom o.g. Album Super Heavy.

Auch scheint sich Fr. Stone nun "warm gesungen" zu haben - das "nonsens" kommt zwar immer noch etwas gepresst und etwas zu hoch, der Rest ist jedoch gewohnt druckvoll und mit ihrem typischen Raunen vorgetragen, der zweifelsohne ihre einzigartige Stimme auszeichnet.

 

Way Oh ist wohl für diverse Livekonzerte geschrieben, ist doch der Chorus ideal zum "mitgröhlen" und somit bestens geeignet, dem Publikum ordentlich einzuheizen. Textlich angelegt an den "Buffalo soilder" ist der Song wieder eine Soul-Nummer mit Reggae-Einschlag und ein schöner "Gute-Laune"-Song.

Das Joss Stone live mit solchen Songs extrem viel Spaß hat, konnte ich bereits in mehreren Konzerte selbst miterleben. Interessante Idee, den Song im letzten Drittel durch dezenten Streichereinsatz zu verfeinern.

 

Und dann kommt Underworld - ein weiteres Highlight des Albums. Auch hier ein eingängiger Reggae-Beat, der einerseits mit rockiger Gitarre, anderseits durch reichlich Percussion extrem abwechslungsreich gestaltet ist. Eine hip-hop-artige Sprecheinlage nach etwas mehr als zwei Minuten bietet ebenfalls einen interessanten Aspekt.

 

Wird Molly Town der Sommerhit 2015?

Das Zeug dazu hätte er jedenfalls. Eingängiger Reggae-Song, der zum Tanzen und mitgrooven einlädt. Wer hier nicht mitwippt, hat kein Taktgefühl oder ist eingeschlafen...

 

Ein Titel über das Lieblingskraut aller Rastafaris darf bei diesem "Reggae"-Album natürlich auch nicht fehlen. So ist Sensimilla Joss Stone´s Homage an bzw. über die berauschende Substanz auf pflanzlicher Basis.

Entsprechend "benebelt" bzw. verträumt kommt der Song daher und ist mit einem werkwürdig reduzierten und mit ordentlich hallgetränken Klang versehen.

Hätte man sich meiner Meinung nach sparen können.

 

Zum Glück ist die Klangwelt bei Harry's Symphony wieder in Ordnung, dass vom Beat und Mitwippfaktor Molly Town in keinster Weise nachsteht. Gefällt mir jedenfalls sehr gut. Auch das Sample von Bad boys aus der Feder von "Inner Circle" ist sehr gelungen.

 

Bei Clean water ist wieder dieser reduzierte und mit Hall versehene Klang vorhanden, warum man dieses Stilmittel hier erneut einsetzt, verstehe ich nicht ganz - nötig ist das nicht. Der Song hat wieder einen treibenden Reggae-Beat, wenn auch nicht so zwingend tanzbar wie die vorherigen Songs.

 

Zum Schluss ist da noch The Answer, ein weiterer "nicht Reggae"-Song des Albums. Kommt zwar sehr druckvoll und knackig daher, kann aber nicht wirklich begeistern. Im letzten Drittel des Songs reichlich "Flamenco" und ein sehr abruptes Ende - für einen Abschluss des Albums OK, aber eben auch nichts Besonderes.

Klangbewertung / Versionen

 

Ich habe das Album in der Auflösung 96/24 als Download von französischen Anbieter Qobuz vorliegen.  Die Version kostet im Sublime-Abo 9,99 € im Gegensatz zur regulären Version von 14,99 € und ist somit durch das Abo zum gleichen Preis wie die CD-Version in 44,1/16 zu beziehen.

 

Des Weiteren gibt es das Album als CD (für 14,99 €), Doppel-Vinyl in 180gr. Ausführung (24,99 €), Doppel-CD im Digibook Hardcover mit Dub-Version der Songs Way oh, Love me, Harry's symphony, Sensimilla, Molly town und Underworld
(21,99 €) sowie als CD-Japan-Import mit Bonustrack Water for your soul, welcher nur auf dieser Version enthalten ist (26,99 €) - (Preise von JPC, Stand 06.08.2015).

 

Die HD-Version bietet eine durchweg hohe Klangqualität, Ausnahmen bilden die beiden o.g. Tracks Sensimilla und Clean water.

 

Druckvolle und aktuell "volle" Auflösung, welche je nach Song die Feinheiten sehr gut zur Geltung bringt und die verschiedenen Instrumente schön separiert, ohne zu sehr zu sezieren.

 

Klangpunkte: 5,5 von max. 6

 

Gehört wurde das Album an diversen Tagen auf der Hauptanlage bestehend aus Naim / Kudos sowie per Kopfhörer mit AKG K812 / Hifi M8.

Fazit

 

Nach der Einzelkritik der Songs stellt sich dem geneigten Leser natürlich die Frage - lohnt sich der Kauf von Water for your Soul ?

Die Antwort lautet: ja, er lohnt sich, wenn auch mit Abstrichen.

 

Die Anzahl der "guten" Songs überwiegt deutlich, es ist mit Sensimilla nur ein wirklicher "Ausrutscher" dabei, der neben Clean water auch aus klanglicher Sicht nicht überzeugen kann.

 

Ob es das Album in die Top Ten von 2015 schafft, glaube ich eher nicht, dafür ist das Level aus musikalischer Sicht einfach nicht hoch genug.

 

Als Fan der ersten Stunde mit etlichen Livekonzerten nach jedem Album-Release zähle ich Water for your Soul sicher nicht zu den Highlights der Studioalben, hier liegt Mind, Body & Soul von 2004 mit dem Klassiker Right To Be Wrong sowie den weiteren Highlights Security und Torn And Tattered mit deutlichem Abstand in der Diskografie von Joss Stone auf Platz 1.

Dafür kann das aktuelle Album aus klanglicher Sicht voll überzeugen und setzt sich so umgekehrt ebenfalls deutlich von den beiden ersten Alben ab.

 

 

Eines zeigt Water for your Soul - wie auch schon LP1 - aber mehr als deutlich - eine Joss Stone kann man nicht einfach in eine musikalische Schublade stecken. Sie macht das, worauf sie gerade Lust und Laune hat und überrascht so mit einem erneuten Stilwechsel musikalischer Art.

 

Man darf gespannt sein, was Joss Stone als Nächstes einfällt - vielleicht ein Ausflug in den Jazz?