Test - Röhrenvollverstärker

Text und Bilder: OG

TA845 als Kopfhörerverstärker

 

Auf der Suche nach einem noch genialeren Kopfhörerverstärker als meinem "Taurus MK2" von der Firma Auralic habe ich mich auf einen Tip eines Forenkollegen zurückbesinnt und mich daran gemacht, einen MFE TA845 näher kennen zu lernen.


Röhrengeräte besitzen für mich eine eigene Faszination, welche sich in einer greifbareren Art der Darstellung auszeichnen.

 

 

Die Firma MFE ist im Ort Wegberg bei Mönchengladbach ansässig und damit für mich bestens erreichbar.


Der TA 845 ist eigentlich ein reiner Stereo Röhrenvollverstärker, welcher aber auch in einer Version mit Kopfhörerausgang erhältlich ist. Der Kopfhörerausgang bedient sich der gedrosselten Ausgangsleistung der Endstufe, welche Single-Ended 2x 20 Watt an den Lautsprecherausgängen zur Verfügung stellt.


Jeweils eine "Red Bull"-dosengroße 845er Röhre werkelt pro Kanal in diesem super schweren Röhrenverstärker aus deutschem Lande und verleihen ihm sprichwörtlich Flügel.


Die Vorstufensektion besteht aus einer ECC88 und pro Kanal jeweils einer PL84.

Die 845 Triode - das Kraftwerk

Die PL84

Die PC88 von Ei - klingt sehr musikalisch und frei


Herr Franken, der Entwickler und Inhaber der Firma MFE (Michael Franken Elektronik) war so nett, mich den TA845 mit meinem Hifiman HE6 Kopfhörer hören zu lassen.


Die Qualität dieses Verstärkers wurde mir bereits nach den ersten Takten Musik bewusst.


Ein ausgiebiger Testlauf am heimischen Gerätepark, bei dem man ganz entspannt durch die Musiksammlung stöbert, war der nächst logische Schritt, um mir über die Qualitäten dieses Verstärkers gänzlich bewusst zu werden zu können. Herr Franken war sehr zuvorkommend und hat mir freundlicherweise einen TA845 für einige Tage überlassen.


Der Taurus von Auralic - mein derzeitiger Kopfhörerverstärker - hat meinen Hifiman HE6 schon sehr gut im Griff. Taurus und HE6 sind so eine Art "Dreamteam". Damit lässt sich auf einem Niveau Musik hören, dass seines Gleichen sucht.

Ich habe bislang einige Kopfhörerverstärker an meiner eigenen Kette testen können. Darunter waren Hochkaräter wie z.B. der "Luminare" der Firma AudioValve.


In der Summe - absolut, also nicht auf den Preis bezogen - konnte sich der Taurus der Konkurrenz bislang immer erfolgreich erwehren.


Das spricht ganz klar für die außergewöhnliche Qualität eines Auralic Taurus und macht es nicht leicht ein Gerät zu finden, welches das Zeug hat, in derselben Liga oder gar darüber zu spielen.

 

Auspacken und aufstellen

 

Ich hatte einige Mühe den TA845 aus seinem Karton zu hieven. Das Gerät ist mit ca. 20Kg bleischwer. Einmal aufgestellt ist das mit "mal eben verrücken" nicht mehr so einfach.

Ich bestaune erst einmal sein Äußeres - das sieht sehr hochwertig aus, was Herr Franken da gebaut hat. Die Front besteht aus einer richtig fetten Aluplatte, in die der Netzschalter, der Lautstärkeregler und ein Eingangswahlschalter eingelassen sind. Die Knöpfe sind ebenfalls massiv. Ganz links befindet ein IR Fensterchen für die Fernbedienung.


Mein Leihgerät besitzt keinen direkten Kopfhörerausgang. Dieser würde sich aber ebenfalls auf der linken Seite befinden. Herr Franken erklärte mir, dass es aus Platzgründen nicht möglich sei, Kopfhörerausgänge und IR-Fernbedienung zusammen zu verbauen - man muss sich also für eine Variante entscheiden.


Der Kopfhörer findet bei meinem Leihgerät in Buchsen eines Adapterkästchen Anschluss, welches mit leistungsdrosselnden Wiederständen versehenen ist und an die Lautsprecherausgänge eingestöpselt wird. Im Endeffekt handelt es sich um das gleiche Ausgangssignal, welches an den fest verbauten Kopfhöreranschlüssen anliegt.

Anhören

 

Nun sitz ich hier und höre mich mit dem MFE durch meine Musik und bin - glücklich!


Der TA845 klingt derart intensiv, kraftvoll, hochauflösend, transparent und dynamisch, dass es einem die Schluppen auszieht. Den HE6 hat der MFE definitiv nochmals besser im Griff als der Taurus. Mit dem TA845 klingt alles größer, Energie geladener.

 

Das ist irre - Faszination pur!!!

 

Pfeilschnell ist der TA845 und völlig frei von Artefakte in seiner Darstell-ung. Abgrundtief, intensiv und konturiert ist der Bassbereich, wunderbar stimmig und voll der Mittelton. Die Höhen sind feinzeichnend, im besten Sinne unauffällig.
Es kommt mir so vor, als ob der TA845 ein größeres Frequenzfenster bedient, als ich es je gehört habe.


Nichts drängt sich auf, nichts überwiegt, rein gar nichts stört, nicht auch nur annähernd. Die Darstellung wirkt absolut linear. Es gibt auch keinerlei Überlagerung des wirklich fulminanten Bass auf das restliche Geschehen. Dabei kommt dieser sowas von wuchtig, konturiert und schnell....

 

Das ist Kontrolle pur.

 

Dagegen klingen selbst sehr hochkarätige Kopfhörerverstärker wie ein Auralic Taurus hin und wieder überfordert. Das Klangbild des MFE ist absolut stabil, unerschütterlich ,sämtliche musikalischen Inhalte aus dem tiefsten Frequenzkeller bis zu den höchsten Höhen schüttelt der TA845 einfach so aus dem Ärmel und stellt diese in einen großen, genial plastischen Raum.


Selbst das heftigste Bassgewitter bringt den TA845 nicht davon ab, weiterhin feinste Details in den Raum zu stellen. Ich bin nicht in der Lage, diesen Verstärker aus der Ruhe zu bringen. Er bleibt einfach total unbeeindruckt und spielt die Musik mit absoluter Durchzeichnung.


Das ist der Wahnsinn!

 

Dieser Verstärker ist tatsächlich in der Lage, mir bekannte Musikstücke in einer Art und Weise zu präsentieren, wie ich sie bis dato nicht kannte. Das will was heißen!

Die "Black Eyed Peas" sind nicht unbedingt eine Messlatte für die Bewertung eines Verstärkers. Zumindest hätte ich nie jemals daran gedacht, die Truppe zwecks Vergleichs heran zu ziehen. Nun hab ich das aber mal gemacht und bin verblüfft - es ist der Wahnsinn, was da kommt.

Ich wollte einfach mal hören, was der TA845 aus derartiger Musik macht. Ich bemerke recht schnell, dass ich diese recht einfach gestrickte Musik nie wirklich richtig gehört habe.


Auch hier profitiert die Wiedergabe maßgeblich von der absoluten Kontrolle des MFE. Diese Kraft und Kontrolle zaubern einem ein ganz breites Grinsen ins Gesicht.
Es klingt sowas von differenziert, wuchtig und dabei völlig gelassen, ausgewogen, flüssig und stressfrei - absolut hörenswert!

 


Loreena McKennitt's Stück Dantes Prayer ist für mich eine Messlatte, bei der es mir darauf ankommt, dass der Männerchor schön fein in einzelne Stimmen aufgedröselt wird und so viel wie möglich vom Raum (Kirche) zu erfahren ist.


Der TA845 lässt mich ein weiteres Mal ein Stück, welches ich extrem gut kenne, auf einem ganz neuem Niveau erfahren. So plastisch habe ich dieses Stück bislang noch nie gehört. Mehr Rauminfos und besser aufgedröselte Stimmen als ich diesem Stück jemals entlocken konnte.

Auch klassische Musik profitiert hörbar vom TA845. Der Zuwachs an Infos über den Raum, die Instrumente und Akteure bringt einem Musik wesentlich echter, livehaftiger zu den Ohren als ich es je zuvor erleben konnte.


Hölzerne Instrumente klingen richtig schön hölzern. Der TA 845 vergisst nichts bei seiner Darstellung. Nichts fehlt, nichts wird hinzu gedichtet. Es klingt einfach immer verblüffend echt und das ohne jegliche Begrenzung in der Dynamik.

 

 

Klassik, Pop, Rock, Jazz, Singer Songwirter


Diesem Verstärker ist es sowas von egal, welche Musik er spielen soll. Er spielt sie einfach ohne Vorliebe und kann wirklich alles (!) aller bestens darstellen.


Der TA845 klingt einfach richtig und ist pfeilschnell.

 

Er ist kein Schönfärber, er tischt einem die jeweilige Aufnahme so ganzheitlich auf wie sie ist. Schlechte Aufnahmen werden somit natürlich nicht besser, profitieren dennoch von der Eigenart des TA845 selbst kleinste Details in einer sehr natürlichen Art und Weise zu Tage zu fördern.


Er baut ein ultrastabiles Klangbild auf, welches selbst bei den heftigsten Dynamikattacken völlig bruchlos bleibt. Die Darstellung bleibt immer äußerst transparent, kraftvoll und mit viel Sinn für die kleinsten Details.


Der Raum, den der TA845 aufzieht, hat keine erkennbare Limitierung. Vom Jazzclub bis zur großen Konzerthalle weiß der MFE die jeweilige Räumlichkeit sehr gut, einfach richtig zu vermitteln. Akteure und Instrumente werden in diese Räumlichkeit nahezu greifbar hineinprojiziert.


Nie zuvor habe ich eine derartige Präsentation erleben können.

Der MFE TA845 ist niemals darauf aus imponieren zu wollen, er tut es dennoch mit einer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit das einem die Haare zu Berge stehen.
Das ist ein absolut natürliches Klangbild ohne erkennbare Limitierung, ohne Übertreibung, aber auch ohne Untertreibung.


Damit trifft der TA845 ganz genau meinen Geschmack und Anspruch an ein Klangbild.

 

 

Fazit

 

Die eigene HiFi Erfahrung wächst mit den Jahren und man lernt hin und wieder dazu.


Für mich hat es echt lange gedauert, bis ich einen Verstärker finden konnte, der nicht nur auf selben Niveau wie ein Auralic Taurus MK2 spielt, sondern diesen mit spielerischer Leichtigkeit übertrumpft.

 

Ich wiederhole mich gerne - der MFE TA845 ist einfach irre gut. Ich kann ihn nur aller wärmstens empfehlen.

 


Einen entscheidenden Nachteil hat der TA845 allerdings schon: er macht süchtig!
Ich denke, es gibt aber schlimmeres…