Grado GH1 - On - Ear Kopfhörer

Texte und Bilder: OG

Der GH1 ist das erste Modell der neuen Heritage-Serie.


Abgesehen vom eigenständigen Klangbild gibt es weitere Besonderheiten, die diesem Modell Exklusivität verleihen.



Die Kapseln des Grados werden beim GH1 nicht wie üblich aus Mahagoni gefertigt, sondern aus dem Holz eines mehr als 100 Jahre alten Ahornbaums aus dem Brooklyner Sunset Park, direkt vor dem Firmensitz des Traditions-unternehmens aus Amerika.


Der Baum aus dem Sunset Park bietet nur Material für 1000 GH1-Modelle. Das Kontingent ist somit klar limitiert – das finde ich eine feine Geschichte.

Ich freue mich sehr darüber, ein Exemplar mein Eigen nennen zu können.

Es bleibt spannend, ob weitere Heritage-Reihen folgen und aus welchem besonderen Holz deren Kapseln gefertigt werden.

Grados übliche Holzkapseln aus Mahagoni finde ich bereits sehr chic, das Ahornholz des GH1 sieht nicht minder schön aus und verleiht dem Kopfhörer eine eigenständige Optik.
Das erste Heritage-Modell ist jedoch nicht nur hinsichtlich der verwendeten Holzart besonders, es zeichnet sich auch durch ein Klangbild aus, welches sich etwas von der engeren Verwandtschaft wie dem des RS1e abhebt.

Ahorn unterscheidet sich im Resonanzverhalten gänzlich von Mahagoni. Wie groß der Einfluss der Holzart am Klangbild ist, bleibt für den Besitzer letztendlich Spekulation.


Es ist kein Geheimnis, dass bei Grado das Material der Kapseln mitentscheidend für die Klangbilder der einzelnen Modelle ist. Vom Kunststoff, über Alu, Mahagoni, Ahorn und Alu/Mahagoni Verbund verwendet Grado mittlerweile einige Materialien für seine Baureihen.


Die Treiber des neuen GH1 entsprechen mit 44 mm der Größe des RS2e und sind damit etwas kleiner als der 50mm Treiber des RS1e. Die Treiber des GH1 wurden von Grado ganz neu entwickelt, entsprechen also auch trotz selber Größe nicht denen des RS2e.


Der Tragekomfort des GH1 ist wie bei allen ohraufliegenden Modellen von Grado sehr gut. Die Holzkapseln machen den Kopfhörer zum Fliegengewicht. Sofern der Anpressdruck richtig eingestellt ist, vergisst man den Grado nach einiger Zeit.

Ein HE6 ist nicht nur wesentlich größer, er wiegt auch sehr viel mehr:

Der Klang

 

 Wie klingt der GH1? - Klasse!

Er ist sehr antrittsschnell, klingt farbstark und leicht warm abgestimmt.


Das ist ein sehr ansprechendes Klangbild, welches mich schon eindeutig an die Klangbilder von RS1i und RS325i erinnert. Jedoch fehlt dem GH1 der Hang dazu, höhere Frequenzen hin und wieder recht uncharmant in die Ohren zu feuern - der GH1 bleibt in seiner Darstellung immer angenehm.


Auf der CanJam 2015 hatte ich den GH1 zum ersten Mal gehört. Er hat mich auf Anhieb für sich eingenommen. Natürlich lagen auch weitere Grado-Modelle zwecks Probehören aus. Interessant war für mich der Vergleich mit dem RS1e und dem PS1000e.


Der RS1e ist sicherlich ein klasse Kopfhörer, ich empfand sein Klangbild im direkten Vergleich mit dem GH1 jedoch leicht aufdringlich. Kollege Maldix, mit dem ich die CanJam besuchte, bestätigte mir mein Empfinden.


Ein PS1000e kümmert sich noch mehr um die Raumgröße und ist bemüht, die Musik gesamtheitlicher zu präsentieren. Er ist nicht nur wesentlich größer, er klingt auch so.

 

Auf der Messe war es leider etwas laut, so dass ich es dabei beließ, diese eindeutigen und grundsätzlichen Unterschiede der Modelle zu erkennen. Nun, wo ich den GH1 zuhause hören kann, kristallisieren sich seine Tugenden noch weiter heraus.


Vor Jahren war ich bereits einmal stolzer Besitzer eines Grado RS325i und eines RS1i. Die sehr intime Spielweise eines ohraufliegenden RS1i war für mich damals irgendwie magisch und machte den Grado-Sound für mich so besonders.

Ich freue mich, dass auch der GH1 diese Gene besitzt. Er kann aber noch wesentlich mehr.
Er schafft den Spagat zwischen räumlicher Darstellung und der sehr intimen, fokussierten Darstellung der mir sehr gut bekannten Modelle RS1i und SR325i. Aus dem Gedächtnis heraus empfinde ich das Klangbild des GH1 noch plastischer als die von RS1i und SR325i.

Das Testmaterial

 



 

Das Album Live in San Francisco von Ry Cooder & Corridos Famosos ist ein guter Maßstab für die räumliche Abbildung eines Kopfhörers.
Via Hifiman HE6 am Auralic Taurus wird die Great American Music Hall bestens ausgeleuchtet - sehr breit und tief.

Der GH1 präsentiert die Räumlichkeit etwas kleiner, schafft aber dennoch viel Raum und eine klasse Ortbarkeit.
Das Klangbild des GH1 besitzt ein gutes Fundament, welches jedoch nicht an die Tiefbasseigenschaften eines HE6 heranreichten. Trotzdem fehlt da eigentlich nichts, was man direkt vermissen würde.

 



 

World Sinfonia von Al Di Meolas ist ein wahrer Ohrenschmaus mit dem GH1.
Der Grado spielt federleicht und pfeilschnell, dabei druckvoll und ganz leicht warm, jedoch sehr klar. Das Klangbild besitzt Farbe und lädt zum langen Musikgenuss ein.

Ich ertappe mich dabei, dass ich den GH1 sogar recht laut genießen kann. Laut hören geht wirklich nicht mit jedem Grado-Kopfhörer straffrei für die Ohren aus.
Ein weiteres Indiz für eine anders gelagerte Abstimmung des kleinen Grados.  Der Hochtonbereich klingt sehr fein, der Mittelton klingt klar und unverfälscht.

 

Besonders gut gefällt mir der GH1 bei kleineren Besetzungen, wie sie von Interpreten wie Christina Pluhar, Lizz Wright, Diana Krall oder Jack Johnson geboten wird. Die fokussierte Spielweise des GH1 macht dann ganz besonders viel Spaß und ist ein echter Gewinn.




 

 

 

 

Die Interpreten stehen relativ nah vor einem und vermitteln sehr viel ihrer Persönlichkeit. Instrumente besitzen Attacke und Schmelz. Es klingt opulent und prächtig - da ist der Mitwippfaktor garantiert.

Der passende Kopfhörerverstärker

Auch wenn der feine GH1 schon gut an mobilen Geräten wie Smartphone, iPad und Highres-Playern wie z.B. einem Fiio X5 funktioniert, bringt ein guter Kopfhörerverstärker nochmal mehr Raum, Druck und Farbe ins Klangbild.

Ich besitze zwei Kopfhörerverstärker, welche ich dem GH1 zur Seite gestellt habe

  • Auralic Taurus MKII
  • ASL MG-Head III

 

Am Auralic Taurus klingt der Grado schon sehr gut. Ich habe aber irgendwie das Gefühl, dass er den kleinen Grado etwas mit seiner Leistung "überfährt".

Der ASL ist ein Röhrenkopfhörerverstärker, welcher eingangsseitig mit einer ECC83, 12AX7, 7025 oder 5751 und zwei EL84 , 6BQ5 oder 6P14P Endstufenröhren betrieben wird.

Der MG-Head III reagiert merklich auf die Kombination der Röhren und lässt sich auf diese Art sehr gut auf den favorisierten Kopfhörer ausrichten. Somit entpuppte sich der ASL als der passendere Verstärker für den GH1. Mit der Kombination von ASL MG-Head III und Grado GH1 zaubere ich definitiv schönere und freiere Klangbilder in die Ohren.

Den Verstärker von ASL hatte ich mir vor Jahren als Spielpartner für meinen damaligen RS1i und SR325i angeschafft. Da mich damals eine Art Röhren Virus befiel, habe ich mir eine Menge Varianten der ECC83 und EL84 Röhren angeschafft, welche sich immer noch in meinem Fundus befinden.


Darunter sind auch einige sehr alte Schätzchen die einfach nur genial klingen. Ich habe mich nun einige Tage durch meine Röhrenkiste gewühlt und die Kombinationen am ASL hin und her gesteckt und immer wieder probegehört.


Das ist schon zeitraubend, belohnt aber mächtig, wenn man irgendwann merkt: wow - das rastet richtig ein, alles da, so muss das klingen!

In Kombination mit dem GH1 habe ich mein Glück mit einer sehr alten RCA Black Plate 5751 und EL84 Röhren von Funkhaus Erfurt (RFT) mit Disc Gettern gefunden.


Das Klangbild ist ein wahres Fest.


Ich bin sehr froh, weder den MG-Head III noch die Röhren zwischenzeitlich veräußert zu haben.


Das komplette Setup

 

  • Media-Server
    Logitech Media Server auf MacBook Pro
  • Streamer
    Squeezebox Touch mit 192/24-Kernel-Update, BOTW-Netzteil und USB-Out
  • USB-Kabel
    Chord Tuned Aray
  • D/A-Wandler
    Acram FMJ D33
  • Netzkabel
    Eigenkonfektion
  • Kopfhörerverstärker
    Auralic Taurus MK II
    ASL MG-Head III
  • Kopfhörer
    Grado GH1
    Hifiman HE6